Sams Mindset zum Thema Auslandsjahr

Sams Mindset zum Thema Auslandsjahr

Hallo Kulturwerkler*in!

Mein Name ist Sam, ich bin sechzehn Jahre alt und seit fast sechs Monaten in Abbotsford, BC. Heute teile ich mit Dir meine Erfahrungen, welches Mindset Dir bei einer idealen Zeit im Ausland helfen kann und welches eher weniger hilfreich ist.

Bevor ich nach Kanada kam, hatte ich mir natürlich schon dutzende Male vorgestellt, wie das Leben hier sein würde, in den unterschiedlichsten Settings - mal mit einer großen Gastfamilie und einem Haufen kleinerer Gastgeschwister, mal ganz alleine mit nur einer Gastmutter, mal mit Hunden, mal mit Katzen. Ich glaube, meine größte Hoffnung war, an ein junges (kinderloses) Paar zu geraten, das sehr offen gegenüber LGBTQ (ich bin nicht binär) ist und viel mit mir unternimmt, wie zum Beispiel regelmäßige Wanderausflüge. Einer der wichtigsten Aspekte, die ich mir für Kanada wünschte, war eine (moderne) Behausung direkt am Wald, sodass ich praktisch nur den Fuß vor die Haustür setzen muss und sofort von Bäumen umgeben bin.
Im Nachhinein weiß ich, dass all diese hoffnungsvollen Erwartungen zwar natürlich, aber nicht gerade hilfreich und schon gar nicht realistisch waren bei meiner Ankunft hier. So war ich gleich am ersten Tag ein bisschen vor den Kopf gestoßen, als das Haus zwar ein geliebter Bungalow war, aber recht altmodisch eingerichtet mit sehr, sehr vielen Bibeln und konservativen Gasteltern- ein Wald nirgends in Sicht. Das heißt nicht, dass meine Gastfamilie schlecht war. Sie war nur nicht aus meinen kühnsten Träumen entsprungen. Diese anfängliche Enttäuschung sorgte dafür, dass ich in den ersten zwei Monaten öfters mit dem Gedanken spielte, einen Wechsel zu beantragen, obwohl meine Gastmutter immer sehr leckeres Essen kochte und beide so lieb wie möglich zu mir waren, trotz ihrer Einstellung gegenüber LGBTQ. Sie schätzten mich -und tun es immer noch- einfach so, wie ich bin, ohne Vorbehalte. Ich hätte mir keine bessere Gastfamilie wünschen können, aber meine eigenen Voreingenommenheiten haben mich lange Zeit daran gehindert, das zu erkennen.
Was die Schule angeht, habe ich auf andere Fächer gehofft, als die, die dann tatsächlich zustande kamen, das hat aber überhaupt nichts mehr gemacht nach dem ersten Schultag. Was mich nur ein bisschen überrascht, war die Art, zu unterrichten, und ganz besonders die Einstellung der Schüler*innen! Es geht in kanadischen Klassenräumen so langsam und locker zu wie möglich, Hausaufgaben muss man nicht wirklich machen (und werden in der Regel auch nicht gemacht) und Tests werden auch mal gerne nach hinten verschoben, wenn irgendjemand sich beschwert. Außerdem ist der Lernstoff wirklich anspruchslos, es sei denn, man wählt sich in das IB-Programm, dann kann man sich sicher sein, dass jeden Tag mehrere Stunden post schulischer Arbeit auf einen zukommen.
Dass meine positive Lerneinstellung von den Lehrer*innen begrüßt wurde, habe ich dann echt nicht erwartet, ebenso wie die Tatsache, dass ich hier ohne Zutun meinerseits schnell Beliebtheit erlangte, einfach nur dafür, dass ich ich selbst war. Ums Freunde finden hätte ich mir definitiv weniger Sorgen machen sollen! Und wegen der Sprache war ich nicht sonderlich beunruhigt, weil ich vor Kanada praktisch nur noch englischsprachige Bücher gelesen und Filme/Serien geschaut habe. Dazu gibts auch ein Video auf dem Kulturwerke Deutschland YouTube-Kanal, schau da doch mal vorbei! Das hat sich als klasse erwiesen, vor Ort mit Englisch klarzukommen und auch von allen verstanden zu werden. Jetzt habe ich die beste Zeit meines Lebens in Kanada und wünsche mir, ich hätte mir selbst am Anfang nicht so im Weg gestanden.
Fazit: Du darfst ruhig Erwartungen haben, was Deine Gastfamilie/Schule/Umgebung angeht, aber wenn du dann enttäuscht bist nach deiner Ankunft, versuche bitte das erst mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und konzentriere Dich auf die positiven Aspekte - für mich war das z. B. bei meiner Gastfamilie das Essen. Wenn Du alles nur noch negativ sieht, ist die Person, der du das meiste vermiest, du selbst! Und schließlich machst du das Auslandsjahr um Spaß zu haben, nicht wahr?

Noch ein letzter Punkt: Bestimmt hast Du schon mal daran gedacht, wie es so ist, ganz auf dich alleine gestellt, fern von deiner Familie zu sein. Und stimmt, als ich hier angekommen bin, war ich erst mal ein wenig überfordert von den Aufgaben, die ich auf einmal selbst erledigen musste, kram wie Arzttermine und SIM-Karten. Aber auch wenn von dir mehr Selbstständigkeit verlangt wird, hast du immer noch einen Haufen Leute, die sich speziell nur um dein Wohlbefinden kümmern - das ist ihr Job! Von der International Liaison und deiner Schule über deine Gastfamilie, deinem/deiner Custodian, zu den Mitarbeiter*innen von Kulturwerke in Deutschland oder deinen Verwandten; alle sind da, um dir zu helfen.
Ich hoffe, ich konnte einige deiner Fragen für das Mindset Auslandsjahr klären, und ich freue mich, wenn du noch weiter auf der Homepage oder Social Media Kanälen von Kulturwerke Deutschland rumschnupperst. Viel Spaß auf dem größten Abenteuer eures Lebens!

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